Whatchareadin

Whatchareadin
Das Lesenetzwerk Whatchareadin

Helmut Pöll, der Kopf hinter Whatchareadin, hat sich meinen Fragen gestellt. Es geht um Treue (zu sich selbst) – und wie man Leser gewinnt!
Mit Deiner Plattform Whatchareadin hast du eine Büchercommunity aufgezogen. Was erwartet Autoren da genau? Es gibt ja eine Menge Features…

Für Autoren gibt es mittlerweile eine Menge Möglichkeiten. Autoren können Leserunden abhalten, eine Autorengruppe einrichten, Leseproben und Buchtrailer hochladen. Außerdem gibt es seit kurzem einen sehr leistungsfähigen Chat, mit dem Autoren während einer Leserunde eine Autorensprechstunde im Livechat abhalten können.

Du bist auch Romanautor. „Die Elefanten meines Bruders“ hat es vom eBook zur Printausgabe geschafft. Davon träumen ja viele Autoren. Wie verlief denn bei Dir der Weg zum Papierbuch?

Das war ein steiniger Weg. Ursprünglich habe ich das Manuskript für die Elefanten keinem Verlag, sondern einer großen Literaturagentur angeboten. Die wollten erstmal ein Expose und die ersten 30 Seiten. Nach einer Woche haben sie den Rest des Manuskriptes angefordert. Überrascht war ich dann doch, dass sie mich eine weitere Woche später zum Essen eingeladen und einen Agenturvertrag über den Tisch geschoben haben. Das fühlte sich gut an. Dann kamen die Gespräche mit den großen Verlagen. Das war leider etwas ernüchternd. Es ging weder vor noch zurück. Schließlich habe ich das Buch auf eigene Faust bei Amazon herausgebracht. Irgendwann wurde es dann in einem Artikel über Selfpublisher in der ZEIT erwähnt. Dann kam der Verlag.

Hast Du mal ein paar Tipps für Schreiberlinge parat? Was sollte man auf jeden Fall, und was auf keinen Fall probieren?

Mit Tipps ist das immer so eine Sache. Ich bin ja schon froh, wenn meine Tipps für mich selber so halbwegs funktionieren. Aber vielleicht den einen: bleib Dir treu. Erzähle, was Du zu erzählen hast, nicht was Du meinst erzählen zu müssen, weil es gerade ein paar Monate in Mode ist. Schreib keine Zauberergeschichte, nur weil Harry Potter so erfolgreich war, wenn Du eigentlich eine Abenteuergeschichte schreiben wolltest. Wieso sollten die Leute einen Nachahmer lesen, wenn sie jederzeit auch das Original haben können? Sei ein Original.

Bisschen eine persönliche Frage: Bist du 50% Programmierer und 50% Autor. Oder wie verteilt sich das?

Wenn man die Stoppuhr anlegt gewinnt eindeutig der Programmierer. Damit verdiene ich ja auch mein Geld. Aber das Herz gehört dem Schreiben, auch wenn ich tatsächlich sehr gerne programmiere und von der technischen Entwicklung fasziniert bin.

Ich selbst komme aus der Audioecke. Hab auf Whatchareadin aber jetzt eher verlinkte Videos als echte Audiofiles entdeckt. Haben reine Audiotrailer im Youtube-Zeitalter ihre Berechtigung?

Ton hat gegen Bild plus Ton erstmal einen schweren Stand. Das ist vergleichbar mit dem Duell zwischen Fernsehen und Radio, den eindeutig das Fernsehen für sich entschieden hat. Und Youtube ist ja eine Art neues Fernsehen. Trotzdem machen Audiotrailer in bestimmten Bereichen durchaus Sinn, als Hörproben zum Beispiel. Lesen oder Hören eines Buches ist erstmal ein Rückzug, bei dem ich die Bilder zu einer Geschichte im Kopf selbst erzeuge. Das macht auch den Reiz aus. Dass auf Whatchareadin hauptsächlich Videos verlinkt sind, und keine reinen Audiodateien, hängt in erster Linie mit dem riesigen Angebot von Plattformen wie Youtube zusammen.

Blick in die Zukunft: Wie wird sich Whatchareadin 2016 entwickeln? Sind neue Features in der Pipeline?

Whatchareadin wird stabil wachsen und sich weiter zu einer Plattform entwickeln, auf der man tolle Bücher entdecken kann, die man sonst vielleicht nie finden würde. Konkret bedeutet das deutlich mehr Leserunden, aber vor allem mehr direkte Begegnungen zwischen Lesern und Autoren z.B. durch Livechats.

Es gibt schon sehr viele Features. Technisch ist WR jetzt schon auf gleicher Augenhöhe mit Plattformen, die deutlich größer sind. Die Buchempfehlungen werden in jedem Fall ausgebaut. Genauso wichtig ist es aber für die Benutzer, dass die Funktionen, die es schon gibt, noch verständlicher werden und noch einfacher zu bedienen sind. Nicht jeder ist ein Technikfreak. Das würde ich gerne lösen.