iBooks veröffentlichen

Die Kurzversion für Selfpublisher:

  • Nötig sind Apple-ID, ISBN und Steuernummer
  • Das ePub-Format ist besser als .ibooks.
  • Der iBook-Store verkauft nicht nur .iBooks
  • Distributor nutzen ist besser als Direktverkauf im iBooks-Store

Apple ist wie Amazon

Noch mehr als Amazon setzt Apple auf ein geschlossenes eBook-System. Zur Applewelt gehört nämlich nicht nur eine schlagkräftige Einheit aus Shop, Dateiformat und Lesegerät. Ergänzt wird das Ganze auch noch durch eine hauseigene Software zur Erstellung von eBooks: iBooks Autor.

iBooks Author

Die kostenlose Autorensoftware iBooks Author produziert, und so ist es auch auf Apples Website zu lesen, „eBooks für das iPad“. Insbesondere im Bereich der Integration von Multimediainhalten bietet das 2010 erstmals veröffentlichte Programm eine Fülle von Möglichkeiten. Die Einbindung von Audio- und Videodateien per „Drag & Drop“ gelingt auch Autoren, die nicht über HTML- und CSS-Kenntnisse verfügen. Allerdings hat Apples Benutzerfreundlichkeit einen Haken, und der liegt bei der Kompatibilität.

Apples Lesegeräte

Weil Apple keinen speziellen eReader herstellt, werden iBooks vorzugsweise auf dem iPad gelesen. Dort funktionieren sie mit der Leseapp, die im Mac App Store kostenlos erhältlich ist, ganz wunderbar. Gleiches gilt für den Schreibtisch-Mac und das iPhone. Außerhalb der Applewelt endet aber schon der Lebensraum von iBooks.
Verantwortlich für die Abschottung sind Apples eigene CSS-Erweiterungen. Diese entsprechen nämlich nicht den Vorgaben des W3C-Konsortiums. ePub-Dateien lassen sich in iBooks Autor nur importieren, als Exportformat ist .iBook vorgesehen. Die Bücher sind damit nicht standardkonform. OK, das sind Bücher in Amazons MOBI-Format auch nicht, aber diese lassen sich wenigstens mit Calibre bearbeiten oder konvertieren.

Verkaufen im iBook Store

Vergleichsweise kompliziert ist es, im iBook Store das eigene eBook zu verkaufen. Los geht es schon mal mit dem Store selbst, der ist nämlich ein Anhängsel von iTunes, und man findet ihn auch nur über die iTunes-Seite. Also kein Vergleich zu Amazon! Da hat man die Amazon-Seite und das Autorenprogramm KDP. Fertig. Bei Apple geht es erstmal los mit der Apple ID, ohne die läuft gar nichts! Und dafür muss man die Kreditkartendaten angeben.

ISBN-Falle

Weiter geht die Odyssee… Anmeldung bei iTunes Connect. Dann noch eine Abfragen, ob auch wirklich ein Buch zum Verkauf angeboten werden soll? Na klar, zum Verschenken macht diese Prozedur niemand! Weiter geht die Quälerei mit der Software iTunes Producer, wo das Buch angemeldet wird. Dazu braucht es eine eigene ISBN. Vorsicht Falle! Wer jetzt eine ISBN beantragt, kann danach z. B. nicht mehr Neobooks oder BookRix in Anspruch nehmen, denn die schließen externe ISBNs aus. Nächste Hürde: US-Steuernummer beantragen! Das kostet auch wieder Nerven! Antrag herunterladen, ausfüllen, abschicken…

Lock-In-Falle

Wer als Selfpublisher ein eBook mit Apples Programm iBooks Author erstellt, begibt sich beim Vertrieb schnell aufs Glatteis. Ein kleiner Vergleich: Du hast ein Buch mit einem Bleistift von Faber-Castell geschrieben? Dann musst du den Bleistifthersteller um Erlaubnis fragen, bevor du es verkaufst! Klingt absurd, aber bei Apple ist es so:

Vertrieb nur im iBooks Store

Wer es nicht glaubt, schaut bei Apple nach, da steht es:

Wenn Sie Ihr Buch im Internet verkaufen, muss es ein anderes Format als iBooks (.ibooks) besitzen. Beispiele für andere Formate als iBooks sind unter anderem PDF und ePub. Wenn Sie Ihr Werk im iBooks-Format verkaufen möchten, kann es nur über den iBooks Store verkauft werden.

Falls du mit iBooks Author schreibst und veröffentlichst, dann lieber in ePub. Ansonsten darfst du es nur über den iBooks Store verkaufen, oder halt verschenken. Aber wer will sein Buch schon verschenken? Dafür hat man sich ja nicht die ganze Arbeit gemacht – von der Idee bis zu Lektorat und Cover!

Kleine Anmerkung: Ich bin jetzt nicht irgendwie pro oder kontra Apple, aber in diesem Fall: Für wen halten die sich? Eine vergleichbare Einschränkung habe ich sonst bei keiner Software gefunden. Naja wenigstens beansprucht Apple keine Urheberrechte an deinem Buch. Noch ein Zitat aus der FAQ-Site zu iBooks Author:

Hinweis zum Copyright

 

Die Rechte an den Inhalten Ihres in iBooks Author verfassten Werks bleiben bei Ihnen.

Wirklich, sehr gnädig!

Fazit: Distributor nutzen

Mein Tipp: Lieber kein Buch im .iBooks-Format produzieren und lieber einen Distributor verwenden, wenn man in Apples iBook Store verkaufen will. Es sei denn, Du bist Fanboy oder Experte und schreibst ein Buch über Apple-Software, das sich ganz speziell an die iBook Store-Leser wendet. Wenigstens bei den Tantiemen macht Apple keine Extrawürste, sondern schüttet die üblichen 70 % aus.

Nich eine Anmerkung zum Genre: Für Roman- oder Krimiautoren ist die ausschließliche Verwendung von iBooks Author mit Sicherheit kein guter Weg, um einen Besteller zu landen.  Typische iBooks widmen sich eher Themen wie Technik, Fotografie, Architektur oder Design. Empfehlenswert ist eine Veröffentlichung innerhalb des Apple-Systems in jedem Fall, wenn du Fachbuch zu OS X oder Apple-Software schreibst.

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